U23 Weltmeisterschaft Varese Italien 04.08.2022

Eine im Frauen - Riemenrudern schon fast sensationelle Medaille erruderte der deutsche Frauenachter auf der U23 Weltmeisterschaft im italienischen Varese.
Der "Deutschlandachter" der Männer blieb in diesem Jahr ohne Medaille, die in den letzten Jahren manchmal wenig beachtete Frauen Nationalmannschaft im Achter konnte dagegen in diesem Jahr mit Bronze brillieren. Eine sehr gute Entwicklung im Frauen Riemenbereich sieht auch das Trainerteam in diesen Bootsklassen.
Mit an Bord des deutschen Flaggschiffs war die 20jährige Hammerin Lene Mührs, die im Boot in diesem Jahr auf der Co - Schlagposition eingesetzt wurde.
Im Vorlauf am Mittwoch hatte die im internationalen Vergleich noch sehr junge Crew (Annalena Fisch, Anni Kötitz, Lene Mührs, Maike Böttcher, Luise Bachmann, Olivia Clotten, Emilia Fritz, Paula Gerundt und Bugfrau Tori Schwerin) die Vorgabe zu schauen, ob die Britinnen zum direkten Einzug in das A - Finale der Meisterschaft zu schlagen seien. Nach 500m war abzusehen, dass dieses Vorhaben zu viel Kraft kosten würde und so nahm der deutsche Achter schnell Speed heraus, um die Kraft für den Hoffnungslauf und dann das Finale zu sparen.
Diese von Bootstrainer Karsten Timm vorgegebene Taktik erwies sich als goldrichtig, denn der erste Hoffnungslauf im Frauenachter ergab das engste Rennen der kompletten Regatta. Deutschland führte vom Start ab, wurde dann aber kurz vor der Ziellinie noch vom italienischen Boot angefangen. Das war jedoch unproblematisch, denn das Boot der Hammerin Mührs ging als zweites über die Ziellinie. Alle in diesem Hoffnungslauf gestarteten Boote gingen nach der 2000m - Strecke in 1,3 Sekunden über die Ziellinie. Die Freude über das Erreichen des großen Finals war riesig, fast als ob man schon eine Medaille errungen hätte.
Das Weltmeisterschafts - A - Finale startete dann am Samstag Nachmittag mit den renommierten Achter - Nationen USA, Great Britain, Deutschland, Holland, Rumänien und Italien. Vom Start an heftete sich das deutsche Boot an die am schnellsten gestarteten USA. USA und GB konnte sich im Rennverlauf einen kleinen Vorsprung errudern, doch die jungen Deutschen ließen sich nicht abschütteln und verteidigten ihren dritten Platz auf den letzten 750m vor den heranfliegenden Niedeländerinnen. Auch Italien ließ man, anders als im Repechage, nicht mehr passieren.
Der deutsche Achter überquerte die Ziellinie auf dem Bronzerang und nach der völligen Erschöpfung im Ziel, die SportlerInnen gehen in solchen Rennen an ihre absolute körperliche Leistungsgrenze, war die Freude unermesslich. Das Erreichen einer Medaille war das erklärte Ziel von Lene Mührs und ihrer Mannschaft gewesen, war aber bei dem Starterfeld in Italien niemals sicher gewesen. Eine fantastische Kampf- und Teamleistung erbrachte die ersehnte Medaille. Nach der Vizeweltmeisterschaft im U19 Bereich ist dies Lene Mührs erste Medaille auf einer Weltmeisterschaft im U23 Bereich (im polnischen Kruszwica war sie in 2021 Vize - Europameisterin U23 geworden).
"Ich habe mein aktuelles Ziel, eine Medaille auf der Weltmeisterschaft zu errudern erreicht" sagt Mührs. "Ich wünsche mir immer noch sehr, einmal die deutsche Nationalhymne für mich und mein Team zu hören. Das kann ich bestimmt auch noch erreichen, denn ich werde auf jeden Fall, zusammen mit der Spitzensportfördergruppe Bundeswehr als Unterstützer dem Leistungssport weiterhin treu bleiben. Die schwerste Zeit habe ich vielleicht mit meiner Verletzung in 2020/2021 bereits hinter mir, auf solche Erfahrungen können nicht viele zurückblicken und das Comeback hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Jetzt habe ich aber erstmal ein paar Tage Urlaub ohne rudern und dann beginnt die Herbstsaison, die Bundeswehr und mein Studium."